Geschwollene und schmerzende Beine sind Beschwerden, mit denen zahlreiche Frauen zu kämpfen haben. Hierbei handelt es sich – anders als häufig angenommen – nicht zwangsläufig um Folgen von Übergewicht oder zu wenig Bewegung. Die Volumenzunahme an den Gliedmaßen kann auch durch ein Krankheitsbild ausgelöst werden, dem sogenannten Lipödem. Das Lipödem ist eine Fettverteilungsstörung, bei der sich die Fettzellen des Unterhautgewebes atypisch vermehren. Während der Oberkörper der Patientinnen oftmals normal proportioniert beziehungsweise schlank ist, sind die Beine dick und reagieren empfindlich auf Druck. Eine Lipödem-Therapie besteht in erster Linie aus konservativen Maßnahmen, die die Symptome und Schmerzen lindern sollen. Zudem verhindern diese Methoden ein Voranschreiten der Erkrankung. Der eigentlichen Ursache – den krankhaften Fettzellen – kann hingegen nur mit einem chirurgischen Eingriff zu Leibe gerückt werden. Wie hoch sind die Kosten für eine Liposuktion (Fettabsaugung) beim Lipödem?
Beim Lipödem handelt es sich um eine voranschreitende Erkrankung. Wie zügig sich die Symptome verschlimmern, kann von Patient zu Patient unterschiedlich sein. Eine frühzeitige Lipödem-Therapie hilft dabei, das weitere Anschwellen der Beine (teilweise auch der Arme) nach Möglichkeit zu verhindern. Da es viele Ärzte gibt, die sich noch nicht auf das Krankheitsbild spezialisiert haben beziehungsweise bisher nur wenig Erfahrung damit haben, durchlaufen die Patientinnen häufig eine längere Odyssee, bis sie die Diagnose Lipödem und eine entsprechende Behandlung erhalten.
Insgesamt werden vier Stadien beim Lipödem unterschieden. Diese verschiedenen Stufen beschreiben die Struktur des Gewebes und die Textur der Haut. Einen wichtigen Faktor lässt diese Einteilung leider außer Acht: den Schmerzgrad für den Patienten. Bereits im Stadium I, in dem die Haut noch recht glatt erscheint, können die Patienten unter starken Schmerzen leiden.
Stadium I: Die Hautoberfläche scheint glatt mit wenigen bis keinen Unebenheiten. Verdickungen im Unterhautfettgewebe sind spürbar. Die Fettstruktur weist feine Knoten auf.
Stadium II: Die Hautoberfläche zeigt Unebenheiten. Die Fettstruktur ist durch gröbere Knoten gekennzeichnet.
Stadium III: Zusätzlich zu den genannten Hautveränderungen wird das Gewebe derber und härter. Es zeigen sich großflächig deformierende Fettlappen.
Stadium IV: Zur starken Volumenzunahme der Gliedmaßen sowie den Haut- und Gewebeveränderungen treten auch Lipolymphödeme (Wassereinlagerungen) auf.
Ein essenzieller Bestandteil der Lipödem-Therapie ist das Tragen von Kompressionsstrümpfen. Zudem erfolgen regelmäßig Lymphdrainagen, um das Abfließen von Flüssigkeit zu unterstützen und einem zusätzlichen Anstauen von Wassereinlagerungen entgegenzuwirken. Auch die Hautpflege sowie physiotherapeutische Übungen sind Bestandteile der konservativen Lipödem-Therapie. Diese nichtoperativen Maßnahmen werden von den Krankenkassen in der Regel (ganz oder anteilig) gezahlt. Da die konservativen Therapien lediglich die Symptome der Erkrankung lindern, jedoch nicht die Ursache behandeln, müssen sie fortwährend wiederholt werden.
Die krankhaften Fettzellen können mithilfe einer Liposuktion (Fettabsaugung) dauerhaft aus dem Gewebe entfernt werden. Dadurch verringert sich nicht nur der Körperumfang der Patientinnen, sondern auch die Symptome lassen sich auf diese Weise reduzieren oder verschwinden sogar. Um die Fettzellen leichter absaugen zu können, kann die sogenannte PAL (power-assisted liposuction, Vibrationsliposuktion) angewandt werden. Hierbei wird eine Kanüle verwendet, deren Spitze leichte Schwingungen in das Gewebe abgibt und somit die Fettzellen lockert. Im Vergleich zu anderen Verfahren wie der WAL (Wasserstrahl-assistierte Liposuktion) lassen sich mit der PAL größere Bereiche pro Sitzung behandeln.
Die Kosten für eine Liposuktion lassen sich nicht allgemeingültig bestimmen. Sie richten sich immer nach dem Ausgangsbefund, der Anzahl der benötigten Eingriffe, dem Umfang der jeweiligen Sitzungen, der Behandlungsmethode sowie der Narkoseart und den benötigten Materialien. Im individuellen Beratungsgespräch kann der Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie eine genaue Einschätzung dazu geben, mit welchen Behandlungskosten die Patientin zu rechnen hat.
Bisher übernahmen die Krankenkassen die Behandlungskosten für eine Liposuktion beim Lipödem in der Regel nicht, sodass die Patientinnen selbst für den Eingriff aufkommen mussten. Nur in seltenen Fällen – meist im Zuge von individuellen Gerichtsuntersuchungen – war eine Kostenübernahme oder -beteiligung möglich. Hierbei handelte es sich um Einzelfallentscheidungen. Ein neuer Gesundheitsbeschluss soll Anfang 2020 eine Änderung bringen. Demnach soll es dann möglich sein, dass eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse bei der chirurgischen Behandlung eines Lipödems der Stufe III oder höher gegeben ist. Verschiedene Kriterien wie beispielsweise eine vorherige konservative Therapie von mindestens sechs Monaten müssen dafür erfüllt sein. Ob die operative Lipödem-Therapie zur Kassenleistung wird und ob zukünftig auch frühere Stadien der Erkrankung dabei berücksichtigt werden, bleibt somit abzuwarten.
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